Unwissenheit, Homophobie, Beißreflex? Über den Niedergang der Diskussionskultur.

Ich muss hier einmal etwas loswerden. In den letzten Tagen habe ich mehrere Diskussionen intensiv verfolgt und mich über den Verlauf erschrocken und amüsiert, aber amüsiert nur in der Weise des Zehnjährigen, der mit einem Lächeln verfolgt, wie unter seiner Lupe eine Ameise verbrennt. Aber da es sich bei den Diskutanten nur um anonyme Internetuser handelte, hakte ich das als „jugendlichen Unsinn, Kindergarten“ ab.

Heute dann kam der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, seit ein kleiner nichtssagender Post plötzlich völlig unerwartete Reaktionen bei den Leuten auslöste, die ich zu kennen glaubte.

Doch fangen wir von vorne an.

Heute Morgen ging diese kurze Nachricht durch die Presse: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1394326/Homo-Ehen-in-New-York-offiziell-erlaubt
Interessant genug, fand ich, sie in meinem sozialen Netzwerk zu posten – und schon hatte ich plötzlich drei Diskussionen am Hals, die mit einer Vehemenz geführt wurden, die mir Angst machte. Drei Diskussionen ist nicht viel gegenüber der schweigenden Mehrheit, doch die Art, wie hier reagiert wurde, ist mir diesen weiteren Post zu dem Thema wert.

Eines vorab: Ich bin ein absolouter Befürworter der Meinungsfreiheit. Jeder soll seine Meinung haben und sie vertreten dürfen, ohne dass ich ihn dafür verurteile. Die Meinung an sich ist mir somit egal. Wer seine Meinung öffentlich postet, sollte auch mit Reaktionen darauf rechnen oder dass seine Meinung hinterfragt wird. Auch klar. Aber die Art, wie eine Meinung vertreten wird, die soll hier einmal an Beispielen näher durchleuchtet werden, denn sie findet sich vergleichbar in allen Diskussionen im Internet wieder.

Was also brachte mich so auf die Palme?

Nur zur Rekapitulation: Obiger Link erklärt, dass in New York homosexuelle Ehen nun erlaubt sind, was zu einem Ansturm bei den Standesämtern führt. Nichts besonderes also, dachte ich, aber für das erzkonservative Amerika ein interessanter Schritt. Nur zur Erinnerung: Gleichgeschlechtliche Ehen sind bereits in 10 Ländern und in 6 US-Bundesstaaten erlaubt.

Erste Reaktion:

Eine direkte Klassifizierung ohne Hinterfragung der Nachricht als ‚Pervers‘ – ohne jegliche Begründung. Und das ist schlichtweg diffamierend und beleidigend, stellt es doch Homosexualität auf eine Ebene mit Sadismus, Masochismus und Pädophilie (siehe IDC-10 Klassifizierung psychischer Erkrankungen und Verhaltensstörungen, http://de.wikipedia.org/wiki/Internationale_statistische_Klassifikation_der_Krankheiten_und_verwandter_Gesundheitsprobleme)
Eine derartige Klassifizierung sollte aber seit 1973 der Vergangenheit angehören, nachdem man die Homosexualität aufgrund von Forschungsergebnissen aus dem Katalog der psychichen Störungen strich.

ok. Unwissenheit(?).

Die nächste Klassifizierung erfolgte mit „unnatürlich“. Hmmm. Die Natur bringt Homosexualität bei Mensch und Tier (dokumentiert bei ca. 1500 Arten) hervor. Es ist ja nichts, was man sich „aussucht“ oder gar frei entscheiden kann. Ganz im Gegenteil, die Unterdrückung homoerotischer Neigungen aufgrund äußerer Umstände führt oftmals zu schwerwiegenden Störungen bei den jeweiligen Personen.

hmmm. Das würde ich nichtmal unter Unwissenheit fassen, dass ist schon ein (fürs Internet ebenso wie für den Stammtisch) üblicher Beißreflex um seine eigene Meinung hochzupriorisieren. Wenn etwas gegen die natürliche Ordnung ist, muss es ja schlecht sein. In Nebensätzen kommt aber auch eine völlig unbegründete Angst mit zum Vorschein, dass der Fortbestand der Menschheit gar gefährdet sei, da es ja keine Fortpflanzung zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern gibt. Eieieiei. Da frage ich mich doch, inwiefern sich die Erlaubnis zur Ehe auf die Zeugung von Nachkommen bei gleichgeschlechtlichen Paaren auswirkt? Oder glaubt der Diskutant ernsthaft, dass wenn man Homosexuellen keine/weniger Rechte einräumt, diese sich ganz normal in den heterosexuellen Pool der Fortpflanzung eingliedern?

Nächster Schritt: Der Gegenangriff. Da ich obige URL geposted hatte, werde ich mal eben kurzfristig als homosexuell abgestempelt. Das birgt tatsächlich schon homophobe Züge, denn damit kann man sich schnell den Rücken freischaufeln. Wenn der „Pro“-Diskutant selber homosexuell ist, dann erklärt sich ja auch, warum er pro ist – und man muss sich mit dem Thema nicht weiter auseinandersetzen. Meist wird das in face-to-face-Diskussionen noch mit einem süffisanten Lächeln unterlegt und applausheischenden Blicken an die Umstehenden, die auch überwiegend darauf anspringen: Schnell noch 2, 3 Schwulenwitze, das Thema ist im Lächerlichen, alles gut. Blos nicht weiter darüber nachdenken….

Die nächste Klassifizierung erfolgt mir ‚anormal‘. Auch dieses ist nicht sehr weit gedacht, denn was normal oder anormal ist, bzw. was gesellschaftlichen Normen entspricht, wird zum Glück nicht mehr von einigen Wenigen bestimmt. Aber es hilft, mal schnell eine Diskussion polemisch aufzupeppen, ohne dass man begründen muss was oder warum etwas anormal ist.

Dann kommt aber der Klopper, den man so oder in abgewandelter Form in jeder argumentarmen Internetdiskussion findet: Der Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Man zieht einfach ein Totschlagargument, die moralische Keule, indem man gnadenlos übertreibt. In dieser Diskussion wurde dann einfach mal die homosexuelle Neigung in Vergleich gezogen mit einer theoretischen angeborenen Neigung Menschen zu töten (gibt es das überhaupt?), wahrscheinlich nur um eine moralische Rechtfertigung bzw. Abwertung zu bekommen.

Wehe aber, man hält den Leuten den Spiegel vor, zeigt Ihnen auf, dass sie inkonsequent bei der Verdammung „unnatürlicher“ Dinge sind, sobald ihnen die Dinge zum eigenen Nutzen gereichen – schon geht es auf die persönliche Beleidigungsebene und Begriffe wie „armselig“ etc. werden gezogen – und das ist bei weitem noch eine der positivsten Reaktionen, da sind nach unten alle Wege offen. Gleichzeitig wirft man schnell dem Anderen Intoleranz für die eigene Meinung vor (warum eigentlich? Es wurde doch nur die Meinung hinterfragt – egal).

Den Rest kennt jeder. Ich zitiere einmal von Wikipedia:

„Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit Hitler oder den Nazis dem Wert Eins an.“ – Mike Godwin[1]

Eigentlich kennt die obige Abfolge so (oder in beliebig abgewandelter Form) jeder, der schon mal im Internet diskutiert hat. Warum nun ein langer Aufsatz zu diesem Thema?

1. I had a dream. Ja, ich dachte wirklich, dass wir (wir, die aufgeklärten Internetuser) inzwischen erhaben wären über Diskrimination aufgrund von Unwissenheit oder Angst. Oder beidem.
Nennt mich dumm oder naiv, weil ich das dachte. Ich hoffe und träume weiterhin, dass eines Tages Menschen nicht mehr nach derartigen Attributen vorverurteilt oder bewertet werden. Ich befürchte, ich werde es nicht mehr erleben…

2. Ich bin ehrlich schockiert darüber, von wem ich derartige Äußerungen zurück bekam. Alle drei Diskutanten stellen das perfekte Bild der 60er-Jahre Durschschnittsfamilie dar: Mann, Frau, 1.5 Kinder im Schnitt, Mann und Frau natürlich verheiratet.
Vielleicht erklärt das ja einiges. Die anderen Bekannten und Freunde, die ungebunden, in eheähnlichen Verhältnissen oder gar geschieden leben, äußerten sich interessanterweise offener. (Es scheint noch Hoffnung für Punkt 1 zu geben)
Vielleicht ändert sich die Meinung ja auch, wenn dieser Heile-Welt-Traum der perfekten Familie plötzlich von der Realität eingeholt wird, was die liberalere Meinung der Geschiedenen erklären würde.

3. Eine Frage, die mich schon seit langem umtreibt: Wissen ist heute für (nahezu) jedermann frei zugänglich. Erst recht für Personen, die jeden Tag mit dem Internet arbeiten. Warum wird trotzdem in Diskussionen immer gleich mit polemischen Stammtischparolen und Mangelwissen um sich geschlagen, ohne auch nur einmal Google oder Wikipedia zu bemühen? Alle drei Diskutanten sind täglich im Internet beruflich unterwegs, haben einen recht guten Bildungsstand.

Und genau in letzterem liegt der Grund für meine Dünnhäutigkeit. Warum machen sich die Leute nicht mal die Mühe, nachzuschlagen ob der eigene Wissenstand über ein Thema überhaupt richtig ist, nein, es wird gleich die große polemische Keule ausgepackt. Das war bei dem Norwegen-Attentat genauso, wo die gesamte Presse nahezu ohne Ausnahme erst einmal reflexartig das Wort „Terror“ an die Wand warf, dem gleich eine Anfüllung zum islamistischen Terror etc. zu Gute kommen ließ – und raus damit an die Öffentlichkeit. Bevor man nur irgendetwas wusste. Und entgegen jeglicher Logik. Von den 249 terroristischen Anschlägen in Europa in 2010 hatten gerade einmal 3 einen islamistischen Hintergrund. Egal. Erstmal Beißreflex. Bombe = Terrorismus = islamistischer Terror. Jeder schreibt beim anderen ab und springt auf den Zug auf, der mit Volldampf aufs tote Gleis donnert. Lerneffekt daraus? Null. Bei der nächsten Bombe werden alle es wieder exakt gleich tun.

…und vermutlich werden auch die besagten Diskutanten bei der nächsten Nennung eines passenden Stichwortes wieder die gleiche, unsägliche Diskussionskultur an den Tag legen.

Vielleicht aber auch nicht.

I have a dream….

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12 Antworten

  1. Yuuji sagt:

    Lustig wird es, wenn man dann diesen Leuten an den Kopf haut, dass von Geburt an ca. 90% aller Menschen bisexuell sind und das hetero sein nur anerzogen ist.

    Aber was soll man auch in dieser Gesellschaft erwarten? Leider wird es nicht wirklich besser. Zwar gibt es große Fortschritte in Richtung Akzeptanz (zum Glück), gleichzeitig aber zeigen aktuelle Studien, dass die Gesellschaft in den letzten Jahren deutlich stereotypischer wurde. Extrem zu sehen in der Kinderwerbung und in der Comedy-Welt. Eine androgyne Erziehung ist dadurch defacto unmöglich.

    Es ist noch viel zu tun (z.B. dieses Wochenende wieder auf einem der CSDs :))

    das Yuuji

  2. knieblond sagt:

    Hallo Mr. Unbekannt!

    Ich verstehe grad nicht, dass jemand, der so große Reden schwingt, nicht mit seinem Namen dahinter steht. Leider relativiert das den sonst eigentlich „großartigen“ Artikel.

    Aber letztendlich ist der Schreiber dahinter nicht besser als seine angeprangerten Diskussionskulturvernichter: Er schlägt eine große Welle aus einem kleinen Fehlgriff in der Wortwahl – macht also einen Elefanten aus einer Mücke und posaunt den groß hinaus, ohne zu erwähnen, in wie weit er mitverantwortlich ist für die Eskalation der Diskussion. Und da der unbekannte Schreiber dieses Artikels, nach eigenem Dafürhalten, doch so gut gebildet ist, schließlich ist Information ja für jeden frei zugänglich und auch immer zu 100% korrekt, wenn sie frei zugänglich ist und dazu noch zum Großteil von Jedermann geschrieben werden kann 😉 (Google und Wikipedia sind doch hoffentlich nicht die einzigen Informationsquellen, die du kennst?! Und außerdem, traue keiner Information aus dem Internet, die du nicht selbst gefälscht hast ;-)), wundere ich mich doch, dass er so emotional – nicht rational – überhaupt noch die Diskussion erst richtig angefacht hat.

    Also, nur um es auf den Punkt zu bringen, der unbekannte Schreiber kennt bei dieser Diskussion sein Gegenüber höchst persönlich und sollte aufgrund dieser Tatsache und seiner angesprochenen Intelligenz erkennen können, dass dort ein Fehlgriff im Wortschatz stattgefunden haben muss! Anstatt jetzt denjenigen dezent darauf hinzuweisen und eine Korrektur dieser fatalen, öffentlichen Meinungsäußerung zu ermöglichen, was ja durchaus ein schlauer Weg gewesen wäre, wird eine im weiteren Verlauf katastrophale Diskussion entfacht, die noch dazu in diesem Kommunikationskanal (140 Zeichen reichen für diese Diskussion einfach nicht aus!) völlig fehl am Platze war. Und auch mit dem „persönlich werden“ hat der unbekannte Schreiber selbst den ersten Schritt gemacht, in dem er die Kinder seines Gegenübers mit in diese Diskussion einbezogen hat.

    Ferner wurde in diesem Artikel nicht mit einem Wort erwähnt, dass der Diskussionspartner mehrfach mitteilte, dass er Homosexualität toleriert und nicht verachtet. Die leider fehlgeschlagene Meinungsäußerung bezog sich einzig und allein darauf, dass die angeborene Neigung eines Menschen, die von der natürlichen Regel abweicht (Ausnahmen bestätigen die Regel), also eine Ausnahme ist, gesellschaftlich belohnt wird. Durch die emotionale Reaktion auf dieses Thema, scheint der unbekannte Schreiber dieses Artikels das aber nicht mitbekommen zu haben. Und wie wir Menschen nun mal sind (wir sind doch Menschen, oder?), ob dumm wie ich oder klug wie du, ergibt natürlich wieder ein Wort das andere, man kann sich in den besagten 140 Zeichen nicht wirklich so ausdrücken wie man es gerne würde und man ist vielleicht sowieso schon angepisst, dass aus so einer kleinen Mücke gleich wieder ein so riesiger Elefant werden musste …

    Letztendlich möchte ich hier jetzt eigentlich nur mal klar darstellen, dass ich nicht der einzige war, der bei dieser Diskussion Fehler gemacht hat. Ich habe sie schließlich nicht mal gesucht! Und ich empfinde es als beleidigend, hier als der große Homosexuellenbeißer hingestellt zu werden und vor allem wie man dann auch gleich wieder mit allen anderen Haßfiguren über einen Kamm geschert wird (wie war das noch gleich mit der Diskussionskultur, Herr Frisör im Internet?).

    Und nur noch mal zur Erinnerung, großer unbekannter Schreiber, du bist auch nur ein Mensch!

    Liebe Grüße

    knieblond (ein Freund)

  3. CoKo sagt:

    Hallo Carsten (knieblond),

    wie kommst Du auf „Unbekannt“? Dieser Post hier in meinem Blog wurde nur von einer einzigen Stelle im Internet verlinkt, und das ist mein namentlicher Post in Google+. Die einzigen anderen „Leser“ dieses Blogs sind alles uns beiden wohl bekannte Personen, die sehr wohl wissen, wer das Gummiboot hier rudert und wer CoKo oder mr_coko ist. Aber ok, vielleicht sollte ich das mal zum Anlass nehmen und ein Impressum einfrickeln.

    Obiger Post hatte die Intention, über die Diskussionskultur zu plaudern. Die Inhalte waren dabei mehr der Weg als das Ziel. Ich hatte die Hoffnung, das wäre angekommen. Weiterhin habe ich absichtlich keine Diskussionsteilnehmer der drei auslösenden Diskussionen genannt, denn es ging mir nicht um persönliche Diffamierung oder Bloßstellung. Es ging nur um die Sache an sich. Was ich jedoch gesagt (geschrieben) habe ist, dass ich die Personen sehr wohl kenne: (Zitat: „…plötzlich völlig unerwartete Reaktionen bei den Leuten auslöste, die ich zu kennen glaubte.“). Weiterhin findest Du in der Zusammenfassung weitere „Hinweise“ darauf, nämlich dass ich sogar die Lebensstände aller drei Diskutanten kenne.

    Auf irgendwelche Inhalte werde ich jetzt und hier nicht näher eingehen, dass können wir in Ruhe bei einem Bier in naher Zukunft machen, ok?

    Noch einmal: Ich habe BEWUSST niemanden namentlich erwähnt oder an den Pranger gestellt – aber wer etwas in einem öffentlichen Medium postet (Und Dein „pervers“-Posting war nun mal der Stein des Anstoßes), der sollte sich nicht wundern, wenn er darauf Reaktionen erhält, oder? Und als Jubelperser, der zu jeder Aussage unbesehen Beifall klatscht, hast Du mich sicher bisher auch noch nicht kennengelernt.

    Ich stimme Dir voll zu, dass Twitter sicher kein geeignetes Diskussionsmedium ist, deshalb habe ich auch nach 3 Posts, als alles derart zu eskalieren drohte, dass sich ein Weiterer zum Kommentar genötigt sah, abgebrochen und in Ruhe ein paar Stunden später obiges verfasst.

    Bitte lies Dir noch mal in Ruhe in obigem Post die letzten paar Absätze (beginnend mit „Eigentlich kennt die obige…“ durch, da habe ich bereits erklärt warum ich so dünnhäutig reagiert habe. Nichts persönliches, und vor allem nicht gegen Dich. Das waren 3 separate Diskussionen in 3 verschiedenen Plattformen.

    Also: Adrenalin herunter fahren, noch einmal die letzten Absätze lesen, den Rest diskutieren wir dann mal face-to-face. Da können wir in einem testen, ob mein anderes Statement (siehe Absatz 13 über face-to-face Diskussionen) greifen wird. Ich wette 10 Euro auf den Bruder eines unserer Ex-Arbeitskollegen….

    Hope that clarifies…

    Ralf ‚CoKo‘ Koch

  4. knieblond sagt:

    Alles klar Ralf.

    Nur noch eben was @Yuuji zu den 90 % bisexuell Geborenen. Man kann nicht etwas als Fakt verkaufen, das eigentlich nur eine These ist. Genaues weiß man nämlich nicht, ich behaupte aber auch nicht das Gegenteil, sondern kann mich eher mit nachfolgender Aussage einer Forscherin anfreunden.

    “ Schon Magnus Hirschfeld, Sexualforscher und Mitbegründer der Homosexuellenbewegung, sagte: Homosexualität ist angeboren, deshalb müssten die Gesetze gelockert werden. Das war von ihm, glaube ich, eher taktisch gemeint, weil damals alle an die Biologie glaubten. Sobald man sich über den Einfluss der Kultur auf die Sexualität einig war, kam eben das andere Argument. Jetzt kommen wieder die Biologen, die sagen: „Es ist ein bisschen kulturell und ein bisschen angeboren“. Ich finde es unseriös, diese Grenze definieren zu wollen. Unsere Sexualität hat etwas mit dem Körper zu tun und ist zugleich derart kulturell beeinflusst, dass wir das vermutlich überhaupt nicht mehr herausfinden können.“

  5. knieblond sagt:

    Ich hab zwar keinen Doktortitel, aber hier sei noch eben die Quelle dieser Aussage genannt 😉 , also im kompletten Kontext hier nachzulesen: http://m.spiegel.de/kultur/kino/a-736125.html

  6. das Yuuji sagt:

    Sry Carsten, aber 1. ist die Bi-Theorie alles andere als neu insofern kann sie kein neumoderner Quatsch sein.

    2. eine Dame, die ernsthaft im Bereich von Gender-Studies und Gender-Mainstreaming schreibt, kann ich nicht ernst nehmen.

    Diese Gender-Leute sollen anfangen von ihren koservativen Vorstellungen wegzukommen!

    Free Gender! Real PostGender!

    Gruss,
    das Yuuji

    in meine Schublade passt nur eine Person rein und das bin ich alleine! Ich habe kein Gender, ich bin neutral! Ich bin für echte Gleichberechtigung! Diese Gesellschaft muss endlich aufwachen! Diese Politik muss endlich aufwachen #fickdichberlin!

  7. Jaddy sagt:

    Sehr gutes Statement, Ralf, aber auch ein bisschen naiv, oder? Immerhin ist seit wenigen Tagen auch der Allgemeinheit klar, dass es reichlich an diskriminierenden, ausgrenzenden, abwertenden Meinungen über andere Menschen gibt. Zu jeder Minderheit, jeder Interessengruppe gibt es mindestens eine andere, die ihnen auf die Glocke hauen möchte. Leider helfen Aufklärung und Information bei geschlossenen Weltbildern wenig. Versuche eine Diskussion mit Zeugen Jehovas, mit gläubigen Linken oder Rechten, Homöopathie-Anhängern oder sonstigen Glaubens-Ideologien.

    Oh, und eine kleine Kritik möchte ich noch anbringen: Zu jeder der von Dir angeführten devianten Sexualität gibt es eine gesellschaftsverträgliche Lebensweise. Zum Beispiel sind die allermeisten Sadomasochisten weder nach DSM-IV „krank“ (kein Leidensdruck, keine Beeinträchtigung der Lebensqualität oder des Sozialverhaltens), noch vergreifen sie sich ohne Einwilligung an anderen, ICD-10 F65.5 oder nicht. Siehe http://is.gd/Hcqltf

    Insofern ist Deine Gegenüberstellung der Art „wenigstens sind Schwule nicht …“ ebenso falsch wie die Reaktionen aus Deinem Umfeld auf Deinen Beitrag.

  8. knieblond sagt:

    @Yuuji
    1.) Jetzt räumst du selbst ein, dass du eine Theorie als Fakt verkaufen wolltest (wat ne fiese Charakter).
    2.) Wer lesen kann ist klar im Vorteil (verstehen und zuhören gehört natürlich auch dazu, sonst kann man nicht mitreden).
    3.) Wer Toleranz fordert, muss selbst auch tolerant sein.
    4.) Fehler machen ist nur allzu menschlich, Vergebung ist göttlich (von Letzterem ist bei dir nicht viel zu finden, nicht mal nach einer öffentlichen Entschuldigung – du bist nur auf Krawall aus, wat ne fiese Charakter).
    5.) Wer nur an sich selbst denkt, kann nicht für andere sprechen.
    6.) Wer sich alles so dreht, dass es für ihn passt, lebt in einer Scheinwelt und verschließt die Augen vor der Realität.
    7.) In einer Welt, in der mehr als ein Mensch lebt, kann man es nicht allen recht machen. Man muss auch Kompromisse schließen können, auch mal an andere denken, nicht nur an sich selbst oder nur die Gleichgesinnten. Jeder hat sein Päckchen/Paket zu tragen und es geht nicht immer nur um Sexualität (aber du siehst nur dich und deine Probleme, wat ne fiese Charakter).
    8.) Beiße niemals die Hand, die dich füttert! Hast du überhaupt schonmal darüber nachgedacht wie gut es dir eigentlich in diesem Land geht und wie frei du mit deiner Sexualität und deiner Meinungsäußerung bist?

    Anstatt über alles und jeden her zu ziehen, zu fluchen, zu beleidigen und zu beschimpfen, der nicht genau so denkt wie du, solltest du erstmal feststellen wo du stehst und merken wie gut es dir im Vergleich zum Rest der Welt eigentlich schon geht und wie schlecht ganz andere Menschen da stehen. Du wirst es niemals schaffen, alle Menschen dahin zu bewegen, dass sie sich genauso verhalten wie du es dir wünscht (Realität – das schafft auch kein Hetero) und das haben schon ganz andere Leute vor dir versucht. Stattdessen sollte man den Dialog suchen und einen gemeinsamen Weg finden, miteinander klar zu kommen. Vernünftig und respektvoll miteinander zu kommunizieren wäre mit Sicherheit effektiver als sich gegenseitig anzublaffen, denn dabei schaltet jeder sofort auf stur.

    In diesem Zusammenhang möchte ich einmal völlig geschlechtsunspezifisch anprangern, dass die Menschen anscheinend immer mehr nur noch das Extrem suchen, anstatt sich innerhalb gesunder Parameter zu bewegen, zu ernähren, zu sprechen, zu leben, … Zuviel von irgendwas ist immer schädlich, für jeden, nahezu alles in Maßen ist dagegen bekömmlich, für jeden, aber der gemeine Mensch dreht immer mehr am Rad.

    Wir leben alle zusammen auf dieser Welt und es gibt weitaus größere Probleme zu lösen als die Tatsache, ob jemand es gut findet, dass homosexuelle heiraten dürfen oder nicht, denn um mehr ging es hierbei gar nicht (die Mücke). Ich habe mehrfach zugegeben, dass meine Wortwahl bzgl. einer mich durchzuckenden Anwiderung bei dem Gedanken daran (ich kann mir Homosexualität für mich einfach nicht vorstellen) ein absoluter Griff ins Klo war.

    Das soll dann auch das Letzte sein, was ich in dieser Sache äußern werde und auf kleingeistige Stacheleien, egal ob von homo oder hetero, lasse ich mich jetzt einfach nicht mehr ein. Und zu guter letzt noch zur Auflockerung des Ganzen, zwei spaßig gemeinte dumme Sprüche:

    1.) Der Versuch die Welherschaft an sich zu reißen, ist noch niemendem gut bekommen ;-).

    2.) Jede Minderheit hat das Recht auf ihre Diskremininierung (also auch meine Wenigkeit;-)).

    Und Schluss!

  9. das Yuuji sagt:

    Wir leben in einem Land, wo man diskriminiert wird, wenn man nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Wir leben einem Land, wo man gezwungen wird, so zu sein, wie die Gesellschaft will, das man ist.

    Wir leben in einem Land, wo die Zahl der psychisch Kranken in die Höhe schießt (letztes Jahr waren 0,8% (1990 waren es noch 0,3%) der Versicherten stationär (!) wegen psychischen Problemen im Krankenhaus. Bei durchschnittlich 31 Tagen Aufenthalt.

    Ist das darin verschuldet, dass unsere Gesellschaft ach so toll ist, wie du behauptest? Wohl kaum!
    Dieses Land muss dringend aufwachen, sonst fahren wir mit über 180 Sachen gegen die Wand!

    Sich in eine von der Gesellschaft vorgegebene Schulblade pressen zu lassen, macht krank!

    Ich will so sein, wie ich bin, ich will so sein dürfen, wie ich bin! Das ist aber in diesem Land nicht möglich! Und Beweise dafür gibt es genug, siehe z.B. hier.

    Und wo habe ich beleidigt?

    Komm mal runter von deinem Ego-Tripp…

  10. CoKo sagt:

    @Jaddy:

    Danke erst mal für Deinen Kommentar.

    Ja, dass die Denkweise von mir naiv war, habe ich gegen Ende auch unumwunden eingeräumt. Es ging dabei aber nicht um die allgemeine Meinung irgendwelcher wildfremder Menschen – da hätte ich nichts anderes erwartet. Es ging hier um mir sehr wohl bekannte Menschen, deren Meinung und Diskussionsaggressivität mich so überraschte.

    Bezüglich der Klassifizierung stimme ich Dir zu und habe selbst überlegt, ob ich das so schreiben sollte – das Problem mit der IDC-Klassifizierung war, dass aus der mir zu Grunde liegenden Liste dann nur noch Pädophilie übrig geblieben wäre. Und diesen einzelnen Knopf wollte ich nicht drücken, daher die Nennung der anderen aus der Klassifizierung, hoffend dass niemand da hinterher liest. Sorry.

  11. Lev sagt:

    Der Titel ist naiv gewählt. Die Diskussions“kultur“ ist nie gut gewesen. Man muss schon sehr gut nach Leuten suchen, die fair und reflektiert reden und auch einen selbst dazu anhalten, es ebenso zu tun, statt auszuscheren, nur um letztlich das Gespräch als Sieger zu verlassen – ganz gleich mit welch herbeifantasierten Argument.

    • CoKo sagt:

      @Lev

      Da muss ich jetzt einmal wiedersprechen. Ich habe (zum Glück) in meinem Freundes- und Bekanntenkreis so einige Leute, mit denen man auch kontroverse Themen wie Atomkraft o.ä. sehr gut und ausgewogen diskutieren kann. Zugegeben – das machen wir dann weniger online als doch lieber face-to-face, aber ich denke, das tut der Diskussionskultur keinen Abbruch.
      In der vorliegenden Diskussion erfolgte das Ausscheren ins Blog eher aus dem Grund a) die drei unabhängigen Diskussionsstränge zusammenzuführen und b) die total ausser Rand und Band geratene Diskussion auf Twitter auf ein Medium zu bringen, auf dem man mehr als 140 Zeichen je Post hat. Wie man sieht, hatte ich das bitter nötig.

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